Egli Hans-Rudolf

Wirkung und Nutzen von Themenwegen. Eine Evaluationsmethode

Project Number: CH-4811
Project Type: Master
Project Duration: 05/31/2011 - 03/31/2012 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: Universität Bern
Project Leader: Prof. em. Hans-Rudolf Egli
Feld 34
3045 Meikirch
Phone: +41 (0) 31 829 23 13 ; +41 (0) 31 631 88 62
FAX: +41 (0) 31 631 85 11
e-Mail: hans-rudolf.egli(at)bluewin.ch
http://www.geography.unibe.ch

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Research Areas:
Living Space

Disciplines:
Science of management


Abstract:
Problemstellung und Zielsetzung
In den letzten Jahren hat die Anzahl der Themenwege stark zugenommen. Allgemeingültige Richtlinien zur Erstellung fehlen und das Angebot hat stark zugenommen, ohne dass auf eine nationale Übersicht oder auf quantitative Angaben zurückgegriffen werden könnte. Auch die Diversität der Themenwege hat stark zugenommen. Wo früher reine Naturlehrpfade mit Informationstafeln aus lateinischen Flora- und Faunanamen eingebettet in Naturund Umweltthemen im Mittelpunkt standen, ist das heutige Spektrum wesentlich breiter. Auch die Vermittlungsmethoden haben sich von den rein textuellen und beschreibenden hin zu interaktiven und sensorischen Anwendungen verschoben. Doch was bewirken diese Themenwege eigentlich für die Gesellschaft, weshalb werden diese so zahlreich errichtet? Dienen diese immer noch wie ursprünglich gedacht, um die Naturbesucher auf die Fragilität der Umwelt aufmerksam zu machen oder ist etwa die Nachfrage nach Erlebnissen in der Freizeit so stark gestiegen? Ganz allgemein ist bisher nur wenig darüber bekannt, was die Themenwege der Gesellschaft für einen Nutzen bringen und ob diese auch eine nachhaltige Wirkung auf den Besucher ausüben. Aufgrund dieser zahlreichen unbeantworteten Fragestellungen soll diese Masterarbeit klären, ob geprüft werden kann, welche Wirkung und welchen Nutzen die Themenwege für ihre Besucher haben und welche Methoden sich zur Überprüfung überhaupt eignen.

Theoretische Grundlagen
Um definieren zu können, was Themenwege genau sind und welche Ziele sie verfolgen, bedarf es einer Auseinandersetzung mit den Begriffen des Landschaftserlebnisses und dem Begriff des originalen Erlebens. Mit dem Begehen eines Themenweges erlangt das Erlebnis wie auch das originale Erleben im Sinne der Umweltbildung einen bedeutenden Einfluss auf Ziel und Konzept der Themenwege. Ausgehend von rückläufigen Arbeitszeiten, erhöhter Lebenserwartung und zunehmendem Wohlstand kann eine veränderte Freizeitgestaltung der modernen Gesellschaft festgestellt werden. Durch diesen neuen Lebensstandard wurde auch die Mensch-Umwelt- Beziehung grundlegend beeinflusst. Der moderne Mensch sieht die Natur nicht mehr nur als Notwendigkeit und Lebensgrundlage, sondern vor allem auch als Erholungsraum. Mit dem Aufenthalt in der freien Natur wird der Mensch zum Betrachter - er nimmt die Landschaft wahr. In diesem Sinne wird der Landschaft eine Bedeutung zugesprochen, sie wird vom Betrachter individuell erfasst und erlebt. Das Naturerlebnismodell nach JANSEN (1988: 5) verdeutlicht, dass die emotionale Ebene des Umwelterlebens sich über die Phasen der Umweltbeschreibung, der Umwelterklärung und des Umweltverständnisses bis hin zum Umweltbewusstsein weiterentwickelt. Dem Bewusstsein folgt im Idealfall eine Reflexion und der Mensch beginnt entsprechend sein Handeln anzupassen. Durch Erkennen und Hinterfragen auf der Handlungsebene kann sich ein nachhaltiges Verhalten einstellen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass von einer linearen Ursachen-Wirkungs-Kette sowie vom Umweltbewusstsein zum umweltgerechten Verhalten ausgegangen werden kann. Denn trotz eines verstärkten Umweltbewusstseins zeigt sich oft keine wesentliche Änderung des individuellen menschlichen Verhaltens. Entsprechend der historischen Entwicklung der Themenwege war das ursprüngliche Ziel des Themenweges eine ebensolche Verhaltensänderung der Gesellschaft zu bewirken und dadurch Natur und Umwelt zu schonen. Mit den veränderten Lebensstilen in der modernen Gesellschaft haben sich auch die Ziele der Themenwege verändert, das Erlebnis an sich rückte immer mehr in den Vordergrund. Die Ziele der heutigen Themenwege sind sehr vielfältig und erstrecken sich von der Umweltbildung, über den Naturschutz, die Besucherlenkung, der Tourismusattraktion bis zur Freizeitgestaltung. Entsprechend kann auch eine adäquate Definition der Themenwege hergeleitet werden: Der Themenweg ist ein Weg aus inhaltlich und räumlich logisch aufgebauter Abfolge von beschilderten Stationen in freier Natur, welcher in Bezug auf den Besucher mindestens eines der folgenden Ziele anstrebt: Umweltbildung, Naturschutz, Besucherlenkung, Tourismusattraktion (Wirtschaftsförderung) oder Freizeitgestaltung.

Untersuchungsmethoden
Das Hauptgewicht dieser Arbeit liegt bei der Erarbeitung eines Evaluationskonzepts mit dem Ziel, bereits bestehende Themenwege anhand dieser Methode bewerten zu können. Um die Thematik möglichst umfassend und detailliert bearbeiten zu können, wurden verschiedene Vorgehensweisen angewandt. Für die Erarbeitung der theoretischen Grundlagen wurde eine umfassende und interdisziplinäre Literaturrecherche durchgeführt. Die Umfrage über die Ziele und Zustände der schweizerischen Themenwege wurde mittels quantitativen Interviews hergeleitet und anschliessend in Excel ausgewertet. Anhand einer Datenanalyse konnten die Resultate zugeordnet und kategorisiert werden. Feldbegehungen haben zu einem vertieften Einblick in das Angebot der schweizerischen Themenwege geführt. Die Dokumentation des Fallbeispiels wurde durch Experteninterviews ergänzt.

Ergebnisse
Eine Umfrage bei über 100 Themenweg-Betreibern der Schweiz zeigt ein eindeutiges Bild. Für die meisten Themenwege kann keine ausformulierte Zielsetzung vorgelegt werden. Dennoch sind die angedachten Ziele alle einer der fünf Zielgrössen Umweltbildung, Naturschutz, Besucherlenkung, Tourismusattraktion oder Freizeitgestaltung zuzuordnen. Eine einheitliche Methode zur UÅNberprüfung des Angebotes oder der Nachfrage fehlt grundlegend. Rudimentäre Überprüfungen, wie das Zählen von Gästebucheinträgen oder den Verbrauch von Begleitbroschüren führt zur weit verbreiteten Meinung, dass die Themenwege mit wenigen Ausnahmen als erfolgreich angesehen werden können. Rückmeldungen zu Überarbeitungsabsichten oder Rückbau der bestehenden Installation sind rar. Aufgrund dieser Resultate wird klar, dass eine allgemeine Evaluationsmethode hergeleitet werden muss, welche eine Planungs- und Entscheidungshilfe für nachfolgende Prozesse darstellt. Durch eine solche Evaluation sollen Massnahmen geprüft und allfällig verbessert werden, was jedoch eine ziel- und zweckorientierte Methode bedingt. Die Erarbeitung einer Evaluationsmethode zeigt, dass nicht nur das Angebot eines Themenweges sondern vor allem auch das Ausmass der Nachfrage überprüft werden muss. Ein dreidimensionaler Ansatz wird eingeführt, der nebst der Angebots- und der Nachfrageevaluierung auch eine abschliessende Wirkungskontrolle beinhaltet. Ein solcher Ansatz für alle Arten von Themenwegen stellt eine progressive UÅNberprüfungsmethode von Nutzen und Wirkung dar und vervollständigt somit eine gegenwärtigen Forschungslücke in der Literatur der Themenwege dar. Die drei Evaluationsmethoden können unabhängig voneinander als individuelle Einzelüberprüfungen durchgeführt werden. Sie geben Aufschluss über die Qualität des tatsächlich vorhandenen Angebotes, über das Ausmass der Nachfrage sowie über die effektive Wirkung des Themenweges. Es kann überprüft werden, ob der einzelne Themenweg eine ausreichende Besucherzufriedenheit generiert, ob Lerneffekte und Verhaltensänderungen erzielt werden können und ob das angestrebte Ziel erreicht wurde oder der Themenweg gar unvorhergesehene Nebenwirkungen hervorruft. Die Anwendung der Angebotsevaluierung am Fallbeispiel des Moorweges im Sparenmoos oberhalb Zweisimmen bestätigt die einfache Anwendung, wie auch die Auswertungsmöglichkeit dieser Methode. Die Ergebnisse weisen darauf hin, in welchen Angebotsbereichen der Ist-Zustand des Themenweges nicht mit den vorgegebenen Soll- Werten korreliert. Die Angebotslücken werden deutlich aufgezeigt. Anhand der direkten Inwertsetzung des vorhandenen Angebotes kann eine konkrete prozentuale Aussage über die Angebotsqualität des Moorweges gemacht werden. Es zeigt sich abschliessend, dass der Moorweg im Sparenmoos hinsichtlich seiner Angebotsqualität tatsächlich ein positives Fallbeispiel darstellt und demnach eine nachfolgende Nachfrageevaluierung sowie Wirkungskontrolle wünschenswert sind.

Publications:
Rindlisbacher, L. 2012. Wirkung und Nutzen von Themenwegen. Eine Evaluationsmethode. Masterarbeit Philosophisch-naturwissenschaftliche Fakultät Universität Bern
PDF Masterarbeit


Last update: 1/26/22
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project: CH-4811

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