Niederhuber Monika

Sensible Vogelhabitate im Jurapark Aargau

Project Number: Parcs Data Center 50060 / 4D CH-7143
Project Type: Bachelor
Project Duration: 01/01/2020 - 07/12/2020 project completed
Funding Source: other ,
Leading Institution: ETH Zürich
Project Leader: Frau Monika Niederhuber
Institut für Terrestrische Ökosysteme (ITES)
ETH Zürich
ETH Zentrum CHN G 76.2
Universitätstrasse 22
8092 Zürich
Phone: ; +41 (0) 44 632 32 17
FAX: +41 (0) 44 632 13 58
e-Mail: monika.niederhuber(at)env.ethz.ch
http://www.ites.ethz.ch

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Research Areas:
Biodiversity

Disciplines:
general biology


Abstract:
Outdoor-Aktivitäten sind beliebt wie nie zuvor. Oft ist den Besuchern der Natur aber nicht bewusst, dass sie damit in sensible Lebensräume eindringen. Wandern, biken, geochachen etc. kann Tiere stö-ren. Dies Störungen lösen Stressreaktionen aus, welche schlimmstenfalls die Überlebensfähigkeit des Tieres vermindert. In dieser Arbeit liegt der Fokus auf der Störung der drei Vogelarten Wanderfalke, Steinkauz und Wespenbussard während der Brut im Jurapark Aargau. Störungen zur Brutzeit können die Fitness der Jungvögel reduzieren und sogar fatale Folgen haben, wenn bei sehr starken Störungen die Altvögel die Brut aufgegeben. Solche Szenarien sind bei den oben genannten Vogelarten uner-wünscht, da ihre Bestände schon gering oder rückläufig sind. In einem ersten Schritt wurden die potentiellen Habitate der untersuchten Vogelarten ermittelt. Mit Hilfe einer Literaturrecherche wurden die Anforderungen an ein geeignetes Habitat (zur Brutzeit) be-stimmt. Beim Wanderfalken sind dies steile Felswände, die frei anfliegbar sind und einen guten Über-blick bieten. Für den Steinkauz sind alte Hochstammobstbestände wichtig. Zudem benötigt er zur Jagd eine nicht zu dichte Vegetation (z. B. Extensive Wiesen) und Strukturen wie Hecken und Warten. Der Wespenbussard bevorzugt lichte Waldstandorte, die an eine strukturreiche (Kultur)-Landschaft an-grenzen. Standorte, welche diese und weitere Kriterien erfüllen, wurden mit einer räumlichen Daten-analyse ausgeschieden. Diese entsprechen den Anforderungen an ein potentielles Habitat. Die Analyse hat ergeben, dass grundsätzlich genügend solcher potentiell geeigneten Standorte im ganzen Jurapark-Gebiet vorhanden sind. In einem zweiten Schritt wurde die Störungssensibilität der drei Arten ermittelt. Die Literaturrecherche hat ergeben, dass diese zwischen verschiedenen Arten und auch innerhalb der Art sehr variabel sein kann. So spielt die körperliche Verfassung des Vogels, wie Alter, Geschlecht oder Fettreserven, eine Rolle. Bei der Brut ist aber auch der Standort des Nestes sehr wichtig. Bei einem gut durch Vegetation geschütztem und verstecktem Nest, ist die Störungsanfälligkeit oft geringer. Schlussendlich kann auch das Gemüt des Vogels und wie sehr er an Menschen und Störungen gewöhnt ist, die Anfälligkeit für Störungen beeinflussen. All diese oft unbekannten Faktoren erschweren die Definition von Suchradien für die Störungsanalyse. Die Störungsanalyse wurde in eine allgemeine Analyse über das ganze Jurapark-Gebiet und eine de-taillierte für drei Schwerpunktgebiete unterteilt. Bei der allgemeinen Störungsanalyse wurden die Schwerpunktgebiete Erholung des Juraparks, Siedlungen, Strassen und Wege als störende Faktoren untersucht. Die detaillierte Analyse für die Gebiete nördlich von Aarau, um Gipf-Oberfrick und den Geissberg wurden auf Störungen durch Wege, Strassen, Kletter-Routen, Mountainbike-Routen, Aus-sichtspunkte, Sehenswürdigkeiten, Geocache-Standorte und Gebäude analysiert. Die Resultate zeigen, dass die potentiellen Habitate stark durch mögliche menschliche Störungsquellen betroffen sind. Ins-besondere Wege bieten bei fast allen potentiellen Habitaten ein Störungsrisiko. Zusätzlich konnte fest-gestellt werden, dass Mountainbike- oder Kletter-Routen auch relativ ungestörte, weglose Habitate einschränken. Abschliessend wurden mögliche Handlungsmassnahmen, um die Störungen im Jurapark Aargau zu re-duzieren, diskutiert. Diese umfassen drastische Massnahmen wie Pufferzonen, bei denen Freizeit-Ak-tivitäten ganz ausgeschlossen werden, aber auch weniger einschneidende Methoden, wie eine Besu-cherinformation. Die folgenden Massnahmen werden aufgrund der Resultate dieser Arbeit zusätzlich als sinnvoll betrachtet: Kletterverbote, Weggebote, Infokampagnen, Reduktion von Sommerholzerei, Anpassung der Anforderungen für strukturreiche Dauerweiden und Verhinderung der Errichtung von Windkraftanlagen. Die Letzteren beziehen sich nicht direkt auf Störungen durch Outdoor-Aktivitäten, wurden im Verlaufe der Arbeit aber auch als wichtige Massnahmen erkannt.
Folgende Fragen sind auch nach dieser Arbeit noch offen und sollten vor der Implantation von ein-schneidenden Massnahmen geklärt werden: Welche potentiellen Habitate tatsächlich besetzt werden oder ob die Bruten an einem anderen Ort stattfinden. Wie die lokalen Gegebenheiten von Brutstand-orten sind. Wie häufig eine Störung auftritt, z. B. wie oft ein Weg benutzt wird. Wie störungsempfind-lich die lokalen Populationen sind. Zukünftige Untersuchungen könnten diese Fragen adressieren. Das Fazit lautet, dass die Habitatverfügbarkeit an sich nicht bedenklich ist, aber das Störungspotential sehr hoch scheint. Es gibt aber grosse Unsicherheiten, da nur mit modellierten Habitaten und mögli-chen Störungsfaktoren gearbeitet wurde. Trotzdem kann aufgezeigt werden, dass weitere Untersu-chungen in diesem Bereich zum Schutz von Wanderfalken, Steinkäuzen und Wespenbussarden im Ju-rapark Aargau lohnenswert sind.

Publications:
Reinmann, N. (2020): Sensible Vogelhabitate im Jurapark Aargau. Bachelorarbeit ETH Zürich. PDF Bachelorarbeit



Last update: 8/11/22
Source of data: ProClim- Research InfoSystem (1993-2024)
Update the data of project:
CH-7143

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